• dass sie allgemein sehr schnell auf Input von außen anspringen. Aber sie brauchen anscheinend länger für die Verarbeitung.

    Wir nehmen deutlich mehr “Rohdaten” wahr, aber das sind oft so viele, dass man sie nicht zusammenwerfen kann.

    Ein Essen im Restaurant klingt dann wie ein Wasserfall, ähnlich, wie wenn man 30 YouTube-Browsertabs offen hat und alle Videos gleichzeitig abspielen.

    Wie können Patientinnen und Patienten im Alltag Reizüberflutung vermeiden?

    Die Tipps waren gut, aber auch nicht sehr konkret.

    Am meisten helfen aber Medikamente (Amphetamine zum Beispiel). Diese stellen den Reizfilter idR. wieder etwas auf ein Durchschnittslevel wieder her. Der mangelnde Filter kann einen in unserer reizüberströmten Welt absolut auslaugen, und die Medikamente geben einem die Kraft, unbeschadeter durch den Alltag zu kommen.

    Mehr Pausen (zum Nichtstun) sind auch notwendig. Wenn wir doppelt so schnell arbeiten, sollten wir auch doppelt so viel Pause machen dürfen. Juckt den AG aber wenig. Man darf halt Pause nicht direkt mit Handy verbinden, den Fehler mache ich selbst andauernd, siehe jetzt. Dann schaltet man während der Pause nicht sonderlich ab.


    Insgesamt sind Neurodiversitäten (Autismus, ADHS, etc.) keine Krankheiten, nur ein Anderssein.

    Vor 5000 Jahren wären wir die absoluten Überficker gewesen. Jeden knackenden Ast und jedes Detail wahrzunehmen und dabei extrem schnell zu handeln ist ein riesen Überlebensvorteil.
    In der U-Bahn macht einen diese Fähigkeit aber krank…

    •  Lhianna   ( @Lhianna@feddit.de ) 
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      511 months ago

      Für den Reizfilter helfen mir die Medikamente nicht so sehr, ich bin aber auch zusätzlich autistisch. Da sind Ohrenstöpsel, Hut und Sonnenbrille deutlich hilfreicher.

      Sie helfen aber eindeutig mit Antrieb und Konzentration.

        •  Lhianna   ( @Lhianna@feddit.de ) 
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          Deutsch
          211 months ago

          Ja, das bin ich auch. Es hilft ein wenig wenn ich vor irgendwelchen Vorhaben ordentlich ausruhe, ruhige dunkle Umgebung und so. Dann brauche ich meistens nur einen Tag anschließend zum Erholen.

          • Da kommt schon einiges zusammen:

            • Soziale Ängste weil Menschenmengen, Leute gucken mich komisch an, sehr viele Eindrücke, etc
            • Züge könnten ausfallen --> mehr Ängste
            • Züge kommen zu spät, Alternativen überlegen, es ist unsicher, was als nächstes passiert
            • Sehr laut, ich kann den Gesprächen von anderen selbst mit NC oft nicht komplett ausweichen
            • Leute verhalten sich oft rücksichtslos gegenüber anderen --> emotionale Trigger
            • Es stinkt (Klogeruch, Urin, Schweiß, Deo, Parfum)
            • Stickige Luft, besonders fies auch neue Züge, wo Sitzbezüge noch Chemikalien ausdampfen (ist bei der Linie, die ich viel fahre leider so)
            • Es ist dreckig
            • Ich kriege es meistens nur gerade so zum Zug geschafft, deshalb bin ich dann oft außer Atem und stark am schwitzen
            • Ich frage nicht zufällig, sondern weil ich nach langen Zugfahrten auch völlig erschöpft bin, aber bei mir scheint das eine andere Ursache zu haben. Mein oft migränischer Zustand tritt nämlich genau dann auf, wenn ich die Zugfahrt wegprokrastiniere statt mich mit irgendwas zu beschäftigen.

      • Same. Aber bei mir erzeugen die, wenn ich mich fokussiere, einen Tunnelblick, wodurch ich manche Sachen leichter ausblenden kann. Ich merke schon, wie die Welt um mich herum etwas stiller wird, wenn sie wirken.

        Was auch noch hilft ist Magnesium, Lithium (als Supplement) und Ballaststoffe.
        Bei den ersten beiden macht mich ein Mangel sehr überreizt (bedingt durch einen anderen Ionenaustausch zwischen den Nerven), und Ballaststoffe sind die Grundbausteine für Darmbakterien, um Serotonin und GABA zu erzeugen, wovon viele Neuroatypische sehr sensibel reagieren und ein Ungleichgewicht einige der klinischen Leidenssymptome verursachen kann.

    • Mir hilft tatsächlich kiffen richtig gut. Vor irgendwelchen reizüberflutenden Veranstaltungen, Parties, etc rauche ich meist einen und danach kann ich mich dann viel besser auf das eigentliche Event konzentrieren statt kurz vor shutdown oder Angstattacke in der Ecke zu kauern. Ich setze das mittlerweile sehr gezielt ein und rauche sonst eigentlich auch nie.

      ADHS Medikamente waren bei mir so medium wirksam, aber mein Problem damit war eher, dass ich seit knapp 2 Jahren auf Diagnose-Plätze bzgl ADHS und Autismus warte. Und daher hab ich die Medis nur auf Privatrezept bekommen und dann aber mit sehr wenig Beratung bzw irgendwelcher Einstellung von Dosen oder so. Echt ätzend.