Nach dem Treffen von radikalen Rechten in Potsdam bereiten Pläne zu Massenabschiebungen vielen Menschen in Deutschland große Angst. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des ARD-Magazins Panorama ergeben.

2022 haben 23,8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland gelebt. Das entspricht einem Anteil an der Bevölkerung von 28,7 Prozent. Fast genau die Hälfte hat die deutsche Staatsangehörigkeit, rund zwölf Millionen Menschen. Ein Großteil von ihnen ist bereits in Deutschland geboren.

Bei dem Treffen in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker und Mitglieder der WerteUnion teilnahmen, ging es auch um sie: Die dort diskutierten Pläne, massenhaft Menschen mit Migrationshintergrund auszuweisen, betrafen Informationen des Recherchenetzwerks Correctiv zufolge auch “nicht-assimilierte” deutsche Staatsbürger.

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Einen Eindruck, was für die AfD “erträglich” ist, bekam man im Dezember beim AfD-Stammtisch in Gera. Dort stellte ein Besucher dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke die Frage, was denn eigentlich mit den Millionen sei “ich nenne sie jetzt trotzdem noch Ausländer, die aber längst den deutschen Pass haben, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben”.

Höcke antwortete im Verlauf unter anderem: “Wir werden auch ohne Probleme mit 20, 30 Prozent weniger Menschen in Deutschland leben können, das halte ich für ökologisch sogar sinnvoll tatsächlich.”

Damit nannte er ziemlich genau den Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland - 28,7 Prozent -, also auch die mit deutschem Pass. Auf Panorama-Anfrage teilt Höcke mit, da sei er falsch verstanden worden. Die Zahl ergebe sich aus der demografischen Katastrophe, in der sich Deutschland befinde.

  • Ich hab mich beim lesen mal wieder gefragt, was als Migrationshintergrund definiert wird. Denn die tagesschau scheint ja dieser Einteilung in Migrationshintergrund ja/nein zu folgen. Und ich verstehe, dass eine Regierung in ihrer verwalterischen Tätigkeit irgendeine klare Abgrenzung unternehmen muss. Ich weiß nur nicht, ob das wirklich so ein guter Standpunkt ist, von Menschen mit Migrationshintergrund zu reden. Weil, wo hört das auf? Haben Leute, deren Großeltern nach Deutschland gekommen sind, einen Migrationshintergrund? Meine Oma wurde als Kind aus Ungarn nach Deutschland deportiert, so wie viele Millionen Menschen damals auch von A nach B gebracht wurden. Damals hatte sie einen Migrationshintergrund, heute nicht mehr. Menschen, die in mehreren Generationen hier leben und nicht weiß sind, werden aber trotzdem von vielen als “Ausländer” oder netter als “Menschen mit Migrationshintergrund” betrachtet, ganz egal, wie diese sich selbst verstehen. Es ist also eher die gesellschaftliche Stimmung, die diesen erst produziert. Und da brauchen wir nicht mal auf die AFD schauen, der Rassismus ist tief verwurzelt in der Gesamtgesellschaft.

    • Meine Oma mütterlicherseits ist damals aus Preußen (heute Polen) nach Deutschland geflohen. Habe ich jetzt einen Migrationshintergrund oder ist das bei Preußen anders? Sorry für den dummen joke. Hab schon von so vielen Freunden hören müssen wie sie Rassismus erlebt haben, wäre trotzdem hohl mir zuzusprechen dass ich wüsste wie sich das anfühlt.

      Aber da es bei diesem Gespräch in Potsdam auch um “nicht gut genug assimilierte Deutsche” ging die sie abschieben wollen, sehe ich mich als urdeutsche Kartoffel auch etwas in der Gefahr das bald am eigenen Leib zu spüren.

      • Ja, voll. Mein Opa ist aus Schlesien (heutiges Polen), hat aber in der Wehrmacht gekämpft. Das Beispiel von meiner Oma hab ich gebracht um zu verdeutlichen, wie dumm solche gesellschaftlichen Ausgrenzungen sind. In Ungarn waren die damals die fremden Deutschen und dann in Deutschland die fremden Ungarn.

        Wir sollten als Kartoffeln nicht unbedingt Angst vor Abschiebung haben, sondern versuchen, den grassierenden Rassismus zu bekämpfen!

        (Bzw ich hab schon Angst genug, weil ich als queere trans Frau bestimmt genug Ärger mit den Faschos an der Macht hätte. Abschiebung wäre wohl das weniger schlimme übel…)

    • als Migrationshintergrund definiert wird

      Ansonsten werden halt alle „unangepassten Ausländer“* deportiert.

      *“unangepasste Ausländer“ = alle, die die AfD nicht mag/die eine andere Meinung haben und sich dementsprechend nicht in die „Leitkultur“ „eingliedern“ lassen

      Kanns kaum erwarten nach Niederschlesien deportiert zu werden, weil meine Oma von da kommt. Andererseits hatte sie einen Arierausweis, also gibt es vielleicht noch Hoffnung für mich.

    • Als jemand mit Migrationshintergrund gilt man für deutsche Behörden, wenn mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren wurde. Soweit ich weiß. Für die AfD ist natürlich nur die Hautfarbe wichtig