Nachdem maiLab nun fast ein Jahr brach lag, kündigt Mai Thi auf dem Kanal ihren Wechsel in die Politik an, ohne jedoch konkret zu werden. Es scheint aber, als wolle sie eine eigene Gruppierung gründen.

  • Es scheint aber, als wolle sie eine eigene Gruppierung gründen.

    Ich weiß nicht, ob ich das gut finde. Klar braucht sie eine Partei, die nicht nur Machtpolitik betreiben will und die die Vision einer wissenschaftsgeprägten, geteilten Realität unterstützt. Andererseits hat sie vermutlich nicht so viel Ahnung, wie Politik läuft und es soll vermutlich auch kein Mai-Thi-Personenkult werden. Jedenfalls, es wäre mir lieber sie würde einer existierenden, kleineren aber relevanten Bewegung mehr Stimme verleihen als eine komplett neue Partei.

    Ich wünsche ihr auf jeden Fall Erfolg.

    • An dieser Stelle möchte ich betonen, dass die eigene Gruppierung nur meine persönliche Interpretation des Gesagten ist. Wirklich eindeutig ist die Aussage nicht. Sie kritisiert sowohl die Ampel (“diese vernünftige Mehrheit ist im Moment frustriert, liebe Regierung”) als auch die Opposition, schließt aber auch nichts kategorisch aus. Es könnte also sein, dass sie in den nächsten Tagen eine Kandidatur als parteilose Abgeordnete für die Grünen, die Linken oder wen auch immer ankündigt oder sich einer anderen Partei anschließt.

    • Die Frage ist auch, wie viele Stimmen sie wirklich neu aus dem Lager der Nichtwählys oder von FDP/C*U/AfD rekrutieren kann. Das schlimmste was passieren kann ist dass sie ein paar Prozente bei Grünen/Linken abwirbt, es aber nicht in den Bundestag oder andere Parlamente schafft. Das war damals mit den Piraten auch schon manchmal ein Problem.

      Wäre natürlich toll wenn wir ein Wahlsystem hätten, wo so etwas nicht passiert.

      • Das ist aber nur rechnerisch ein Problem bzw. dem System geschuldet. Aber käme da eine Partei raus, kommen die Stimmen natürlich von links. Von den von dir genannten Parteien käme da gar nichts

    • Ich könnte sie mir ja tatsächlich bei Volt vorstellen. Grade was den wissenschaftlichen Bezug angeht, womit Volt immerhin für sich wirbt. Das könnte der Partei glaub ich auch etwas Auftrieb geben.

      Und bin sonst auch bei dir. Bitte keinen Mai-Thi-Personenkult so sehr ich sie auch mag.

    • Ich fand ja alles gut, was ich von ihr gesehen habe; auch dort wo der Informationsgehalt nicht so hoch war, war es immer noch unterhaltsam und “nerdig” (für Fans von wissenschaftlich-rationelem Denken konsumierbar).

      Und ich will das “in der Politik” haben, aber als eigene Partei? Als Einpersonenprojek? Von einer Person, der man eh schon vorwerfen kann, dass sich alles um sie dreht.

      Erfolgreiche Lobbyisten wirken in alle Parteien herein. Dann ist fast egal, wer gewählt wird.

      Trotzdem bin ich gespannt und wünsche viel Erfolg

  • Absolut dafür! Ich befürchte zwar, dass sie die Mühlen der Politik mit ihren Verwerfungen und Verwebungen unterschätzt, aber sie gehört zu exakt den Menschen, die ich gerade gern dort sehen möchte.

  •  flora_explora   ( @flora_explora@beehaw.org ) 
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    30
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    5 months ago

    Hm, ich weiß nicht. Ich hab das Gefühl, sie fällt in ne ähnliche Kategorie wie Sabine Hossenfelder, die auch fachliches Wissen hat und dann versucht, logisch an Probleme heranzugehen, dabei aber oft eigene biases total außen vorlässt. Glaub in Physik oder Chemie ist das meistens nicht so entscheidend, außer man hinterfragt nicht mal den wissenschaftlichen Bias. Aber beide, Mai Thi und Sabine haben Videos zu gesellschaftlichen Themen, die ich daneben finde und wo offensichtlich wird, dass deren analytisch-“rationaler” Ansatz in sozialen/gesellschaftlichen Fragen eben nicht funktioniert, weil er nicht so analytisch-rational ist, wie die beiden denken. Das steht in der Tradition des wissenschaftlich-rationalen Denkens, bringt uns aber nicht bei allen Themen vorwärts, wenn wir uns nur darauf verlassen. Es werden dann nämlich oft gesellschaftliche Normen einfach so übernommen und ein Problem nur innerhalb dieser diskutiert, statt über den Tellerrand zu schauen und zu fragen, inwiefern diese Normen schon die Diskussion selbst unfair machen.

    •  occhineri   ( @occhineri@feddit.de ) 
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      125 months ago

      Es werden dann nämlich oft gesellschaftliche Normen einfach so übernommen und ein Problem nur innerhalb dieser diskutiert, statt über den Tellerrand zu schauen.

      Na dann doch lieber Söder!

    •  Spzi   ( @Spzi@lemm.ee ) 
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      Deutsch
      125 months ago

      Interessante Kritik. Etwas weiter gedacht, stellt sich dieselbe Frage nicht auch bei Politikern, die nicht mal analytisch-rational denken können?

      Ich meine, sie muss ja nicht gleich die Welt retten. Besser machen wär’ schon schön.
      Dafür muss sie keine perfekte Politikerin sein. Besser als der aktuelle Durchschnitt wär’ schon was.

      • Oh ja, natürlich wär sie mir tausendmal lieber als die meisten anderen Politiker:innen. Ich hab das irgendwie einfach vorausgesetzt und mich nur noch auf meine Kritik an ihr konzentriert. Upps :)

        ETA: aber das wirft dann tatsächlich wieder mal die Frage auf, wieviel Kritik wir an fortschrittlichen Positionen üben können, ohne deren Erfolg zu gefährden. Meistens wird diese von innen wenigstens verstanden, aber von außen dann verzerrt oder (absichtlich) missverstanden. Ich wollte durch meine Kritik hier Mai This politische Position nicht schmälern, sondern im Gegenteil mit konstruktiver Kritik versuchen, etwas dazuzugewinnen. Aber dann kommt halt auch oft das Gegenargument, dass man lieber keine Kritik üben sollte, weil sonst die Erfolgschancen riskiert werden. Aber dann übt man oft keine Kritik und kriegt sowas wie die grünen…

    •  Sodis   ( @Sodis@feddit.de ) 
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      35 months ago

      Auch in der Physik ist Bias ein Problem. Ein Grund dafür, dass wir jetzt vermutlich wieder Milliarden für einen größeren Teilchenbeschleuniger ausgeben, obwohl es nicht mal haltbare Vorraussagen aus der Theorie gibt, die dort experimentell bestätigt werden sollen. Du wirst in der Teilchenphysik keine neuen Teilchen entdecken, wenn du die Zerfallskanäle nicht zumindest grob kennst.

      • Hm ja, das stimmt auf jeden Fall (bin selber Naturwissenschaftlerin), aber ich habe versucht, den fachspezifischen von dem gesellschaftlichen Bias zu trennen. Jemand kann super reflektiert in dem eigenen naturwissenschaftlichen Feld sein, aber dann bei gesellschaftlichen/sozialen Themen vollkommen auf den eigenen Bias hereinfallen und es nicht merken. Mein Prof war dafür z.B. sehr anfällig. Der hat bei seinen Fachfragen voll viel hinterfragt und reflektiert, aber dann trotzdem gegen das Gendern oder das Konsens-Prinzip gewettert…

    • Ich kann das nicht so richtig einschätzen. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Menschen, die Fakten und Fiktion unterscheiden können, sich politisch engagieren.

      Andererseits erinnere ich mich an ähnliche Äußerungen in der Vergangenheit und bin mir nicht sicher, ob sich Mai Thi im klassischen Politikbetrieb gegen jemanden wie Friedrich Merz (hier nur beispielhaft genannt) durchsetzen kann. Dieser Politikertyp argumentiert nicht ehrlich, sondern haut ständig Annahmen und Ideen raus, die am Stammtisch gut ankommen, aber nicht unbedingt in der Realität verankert sind. Dies gilt sowohl in Situationen, in denen es keine belastbaren Indizien und/oder Beweise gibt (Beispiele sind hier die angeblichen Pull-Faktoren oder die angeblich faulen Bürgergeldempfänger), als auch in umgekehrten Situationen, in denen Fakten bestenfalls anerkannt werden (oft aber nicht einmal das), dann aber keinen Einfluss auf die Politik haben (Klimawandel wäre hier ein Beispiel).

      Ich glaube, das kann einen sehr schnell zermürben. Aber hoffen wir das Beste, ich wünsche ihr auf jeden Fall viel Erfolg!

      •  cjk   ( @cjk@feddit.de ) 
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        125 months ago

        Wissenschaft sollte unparteiisch sein, ja.

        Allerdings sind die Folgerungen, die sich aus der Wissenschaft ergeben, nicht unparteiisch. Ein Beispiel für das, was ich meine, ist die Klimakrise: die Grünen fordern einen umfassenden Umbau der Wirtschaft und der Energieerzeugung, die AfD fordert eine Anpassung der Menschen an das sich verändernde Klima.

        • Genau das meine ich ja. Die Wissenschaft bietet uns häufig klare Erkenntnisse, wie bestimmte politische Ziele zu erreichen sind. Dann muss das auch klar kommuniziert werden.

          Etwa das zum Schutz des Wohlstandes und der Versorgungssicherheit Klimaschutz notwendig ist. Oder das man zur Bekämpfung von Kriminalität soziale Sicherheit schaffen muss.

          Da sind dann auch die Parteien, die gerne “ideologiefrei” unterwegs sind, was faktisch jedoch bedeutet, dass sie voll von Ideologie gegen diese Erkenntnisse angehen, weil sie ihre Ziele nicht aufrichtig kommunizieren wollen. So will z.B. die AfD, dass es den Menschen schlecht geht, um mehr Zulauf zu erlangen. Und sie wollen die Klimakatastrophe um einen neuen völkischen Genozid herbeizuführen.

      •  Syndic   ( @Syndic@feddit.de ) 
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        55 months ago

        Wenn viel zu viele der aktiven Politiker Erkenntnisse der Wissenschaft aktiv missachten und sogar leugnen, muss halt sowas gemacht werden. Wäre super wenn dies nicht notwendig wäre und der Grossteil der Politiker aufgeklärt und unvoreingenommen agieren würde, das ist aber ganz offensichtlich nicht der Fall.

      • Wissenschaft ist insofern unparteiisch, dass sie Fakten objektiv betrachtet. Parteiisch wird Wissenschaft dann, wenn eine politische Ideologie oder Organisation Fakten leugnet, um sich damit einen Vorteil zu verschaffen. Denn wenn Politik entgegen erwiesenen Fakten gemacht wird, muss Wissenschaft in politischer Hinsicht parteiisch sein, schon alleine, um ihre Unparteiischkeit gegenüber den Fakten nicht zu beschädigen.

  •  ed_cock   ( @ed_cock@feddit.de ) 
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    95 months ago

    Finde es wichtig darüber zu sprechen, auch darüber, dass Politik oft eben nur bis zur nächsten Wahl gedacht wird. Was man dagegen machen kann weiß ich allerdings auch nicht, nur dass dieses alle vier Jahre alles oder nichts-spiel beknackt ist. Okay, überspitzt, wir sind ja zum Glück nicht in den Vereinigten Staaten, aber trotzdem ist die Frage letztlich immer: Weiter so oder nicht? Ich wünsche mir schon seit langem mehr direkte Demokratie.

    Es scheint aber, als wolle sie eine eigene Gruppierung gründen.

    Aber eine Partei wird das mit Sicherheit nicht, das wäre auch nicht besonders zielführend.